Karl Langer und Georg Schumacher, Hochwasserschutz in der Wachau © Hertha Hurnaus

Ein hundertjährliches Hochwasser kommt (wie der Name bereits sagt) statistisch einmal in 100 Jahren vor. Das klingt wenig. Die Wahrscheinlichkeit, eines zu erleben, liegt bei 55 Prozent, was wiederum viel ist. Aber deshalb alles dem Hochwasserschutz unterordnen? Nein! Umso weniger im UNESCO-Welterbe Wachau, wo Karl Langer und Georg Schumacher ein gut integriertes und sensibel choreografiertes Gesamtkonzept gelang, dessen Nutzen weit über seine Schutzfunktion – die sich auch beim jüngsten Hochwasser im September bewährt hat – hinausgeht.


Nach der Hochwasserkatastrophe des Jahres 2002 galt es auch in der Wachau, längst notwendige Schutzbauten in Angriff zu nehmen, um das Gefahrenpotenzial für die Städte und Dörfer entlang der Donauufer zu reduzieren. Jenseits ihrer Schutzwirkung – die für bis zu einem hundertjährlichen Hochwasser ausgelegt ist – vor Überflutung zeitigen solche Infrastrukturbauten auch Auswirkungen auf das Landschaftsbild. Im schlimmsten Fall zerstören sie kulturelles Erbe und lassen ganze Ortsansichten hinter sperrigen Mauern verschwinden.

Karl Langer und Georg Schumacher, Hochwasserschutz in der Wachau © Hertha Hurnaus

In Rossatzbach errichtete man einen Neubau, der mit dem Schutzbau eins wird und zugleich Schutzmauer ist.
© Hertha Hurnaus

Das Gros der notwendigen Baumaßnahmen tritt oberirdisch nicht zutage. Sichtbar sind im Wesentlichen nur Dämme, Schutzmauern und jene niedrigeren Wände, in die bei Hochwassergefahr mobile Schutzelemente eingehängt werden. Damit sie keine bösen Wunden in die Landschaft des UNESCO-Welterbe Wachau schlagen, machte dazumal die Baudirektion des Landes Niederösterreich die Einbeziehung von ArchitektInnen und LandschaftsarchitektInnen zur Bedingung. Besonders gut gelang die Integration in die Landschaft Architekt Karl Langer und Landschaftsplaner Georg Schumacher, die von Persenbeug über Melk bis Rossatz für den Schutz mehrerer Städte und Ortschaften verantwortlich zeichnen. Die Zusammenarbeit mit den Ingenieuren, die es gewohnt waren, im Alleingang Lösungen zu liefern, begann etwas holprig, irgend wie japste man als Architekt immer etwas hinterher, erinnert sich Langer an die Anfänge. Zusehends entwickelten sich jedoch gegenseitiges Verständnis sowie ein Prozedere der Zusammenarbeit. Beim jüngsten und letzten Abschnitt, der die Ortschaften Mitterarnsdorf, Bacharnsdorf und Rossatzbach am rechten Donauufer umfasst, luden die Ingenieure schon zu Beginn die Architekten ein, die beste Linienführung zu erarbeiten, um darauf aufbauend weiterzuarbeiten.

Die Donau ist die Lebensader der Ortschaften, die Verbindung zwischen Wasser- und Siedlungsgebiet in mehrfacher Hinsicht wichtig und notwendig. „Errichtet man eine Mauer, also etwas Absperrendes, muss man zugleich öffnen“, betont Karl Langer. Die Schutzmauern wurden daher...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 10/2024. Der Volltext ist ab Seite 34 zu finden.


 

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