Wohnen im Alter

In ländlicher Lage zwischen Nantes und der Atlantikküste befand sich ein altes, verlassenes Kloster, das in den 1990er Jahren in ein Altersheim umgewandelt und durch einen wenig geglückten Neubau erweitert wurde. Pascal Courant von aune hat es nochmals erweitert und die bekannte Form des Altersheims neu gedacht.

Die aus dem 18. Jahrhundert stammende Klosterkirche erhebt sich majestätisch über die Anlage und ist trotz grünen Schutzwalls und Lindenhain von der Autobahn aus gut zu sehen, die in den 1960er Jahren in unmittelbarer Nähe gebaut wurde. Eine isolierte, schwierige Lage. Ein nichtgewinnorientierter Verein, der das bestehende Altersheim übernommen hat, schrieb einen Wettbewerb für eine Erweiterung in Form einer „Residence“ aus: kleine Wohnungen, die an das bestehende Altersheim angeschlossen und durch ein neues Restaurant und einen Gemeinschaftsbereich miteinander verbunden werden sollten. Der Auftraggeber gab kein präzises Raumprogramm vor, was eine willkommene Möglichkeit für Pascal Courant von aune architecture war, kreative Vorschläge für ein menschenwürdiges Wohnen im Alter zu präsentieren.

Sein Projekt überzeugte unter anderem durch die Idee, eine dorfartige Struktur rund um die bereits halb verbaute Kirche zu errichten, um eine organische Verzahnung mit dem Bestand und der umliegenden Landschaft zu schaffen. Die westlich vom bestehenden Altersheim angesiedelte neue Eingangshalle mit dem unmittelbar daran angrenzenden Gemeinschaftsbereich und Restaurant ist durch ein auskragendes, einladendes Flachdach für die vom Parkplatz her anreisenden BesucherInnen ein klar erkennbares Zeichen zum Eintreten. Das Flachdach ruht auf schlanken, weißen Stahlstützen, die – zusammen mit dem abschließenden Stahlträgerprofil, das dieselbe Proportion aufweist – rahmenartige Elemente bilden und die Kirche dreiseitig in repetitivem Rhythmus umringen. Ähnlich wie bei einem Kreuzgang, nur in umgekehrter Weise, wird der Blick hier nicht nach innen auf einen geschlossenen, meditativen Klosterhof gerichtet – denn im Zentrum befindet sich die Kirche –, sondern nach außen, auf die weite grüne Landschaft, über der der atlantische Himmel sein wechselhaftes Schauspiel in allen Farben bietet.

„Abwechslung kann in dieser isolierten Lage in erster Linie durch die Landschaft geschaffen werden“, erklärt Pascal Courant die Grundidee seines Projekts, „daher wollte ich unterschiedliche räumliche Situationen herstellen, die mit der Landschaft in Dialog treten und das Erlebnis intensivieren.“ Wichtig war für ihn auch, möglichst viele visuelle Beziehungen herzustellen, so dass die BewohnerInnen angeregt werden, aus ihren Wohnungen hinauszugehen und mit ihren MitbewohnerInnen in Kontakt zu treten. Aus diesem Grund hat er den Neubau der „Residence“ gegenüber vom Restaurant, auf der Rückseite des Klosters angeordnet, was auch den Vorteil hat, dass die Wohnungen lärmgeschützt liegen. Um einen monotonen, spitalartigen Trakt zu vermeiden, ordnete der Architekt die Wohneinheiten leicht versetzt zueinander an. Ihre sanft geneigten Dächer bilden im kontinuierlichen Ensemble eine heterogene Dachlandschaft, „sodass auch diejenigen, die im ehemaligen Klostertrakt untergebracht sind (die Bettenstation des Altersheims), nicht auf ein ödes Flachdach blicken müssen.“

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 5/2024. Der Volltext ist ab Seite 98 zu finden.

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