Haus der Weimarer Republik | Muffler Architekten

Demokratie bauen

Haus der Weimarer Republik © Brigida Gonzáles

Dieser Herausforderung haben sich Muffler Architekten in ihrem Um- und Erweiterungsbau des Hauses der Weimarer Republik in Weimar gestellt. Dabei haben sie demokratische Werte wie Freiheit und Offenheit, Vielfalt und Toleranz in eine nicht-hierarchische, bescheidene Architektur übersetzt, die die zeitliche Schichtung des historischen Bestands sensibel interpretiert. Entstanden ist ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, sodass das Museum zu einem lebendigen Dialog zwischen den Zeiten wird, das die Werte der Weimarer Republik in die Gegenwart weiterträgt.


Weimar – eine auf den ersten Blick unscheinbare Kleinstadt im Herzen Thüringens. Doch der Schein trügt. Wirkt Weimar heutzutage beschaulich und ruhig mit seiner gut erhaltenen Altstadt und den vielen kleinen netten Cafés, war diese Stadt seit jeher ein Ort, der geschichtlich stark besetzt war, kulturell und politisch. Neben der Heimat der großen Dichter Schiller und Goethe gilt Weimar auch als Gründungsstätte des Bauhauses und war ehemals Sitz der Regentschaft der Herzogin Anna Amalia. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs sollte Weimar erneut zu Berühmtheit gelangen. Kriegsverdruss und Unmut führten zu Revolten in der Bevölkerung, die schlussendlich im Sturz der Monarchie mündeten. Es war die Zeit gekommen für eine neue Form der Regierung – die Demokratie. Da in Berlin große Unruhen herrschten, wurde kurzerhand das Nationaltheater in Weimar als Ort auserkoren, um die Nationalversammlung abzuhalten. Mit der Verabschiedung der Weimarer Reichsverfassung wurde hier im Jahr 1919 die erste deutsche Demokratie gegründet: die Weimarer Republik. 14 Jahre lang war Weimar so politischer Mittelpunkt Deutschlands, bis zur Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Diese beendete abrupt eine Epoche, die von Aufbruchsstimmung, Mut und einem modernen Weltbild charakterisiert war.

Haus der Weimarer Republik © Brigida Gonzáles

Eine Fuge grenzt im Innenraum das denkmalgeschützte Bestandsgebäude und den Neubau voneinander ab.
© Brigida Gonzáles

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Weimarer Republik hat die Stadt einen Wettbewerb ausgeschrieben zur Sanierung und Umwandlung der denkmalgeschützten ehemaligen Wagenremise, die prominent gegenüber dem Nationaltheater liegt, zu einem „Haus der Weimarer Republik“. Es ist der Anfang einer städtebaulichen Neustrukturierung des gesamten denkmalgeschützten Zeughausviertels in Weimar. Dabei ist nicht nur die Bauaufgabe an sich schon eine Herausforderung, sondern auch das historisch aufgeladene Bestands-Ensemble. Die Wagenremise aus dem 19. Jahrhundert ist mehrfach umgebaut worden, bis sie zuletzt 1955 um einen Hallenbau ergänzt wurde und später als provisorisches Bauhausmuseum diente. Auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks befinden sich zudem die schweren, ruinenhaften Sandsteinmauern des ehemaligen Zeughauses aus dem 18. Jahrhundert. Diese komplexe historische Situation haben Muffler Architekten bewusst als konzeptionellen Ausgangspunkt ihres Entwurfes genommen und damit den Wettbewerb für sich entscheiden können. Für sie sind es keine baulichen „Überbleibsel“ vergangener Zeiten, sondern vielmehr Zeitzeugen, die als solche bewusst inszeniert werden.

Wie kann man Demokratie bauen? Dies war eine der ersten Fragen, die sich die Architekten während des Entwurfsprozesses gestellt haben. Schnell waren Schlagworte wie Öffentlichkeit, Transparenz und eine nicht-hierarchische Haltung entwurfsprägend...


Das Haus der Weimarer Republik in Bildern:

Haus der Weimarer Republik © Brigida Gonzáles

Glas wurde beim Entwurf für das Museum als demokratisches Element interpretiert.
© Brigida Gonzáles

Haus der Weimarer Republik © Brigida Gonzáles

Alt- und Neubau sind visuell klar unterscheidbar.
© Brigida Gonzáles

Haus der Weimarer Republik © Brigida Gonzáles

Der Neubau ist im Erdgeschoss umlaufend verglast.
© Brigida Gonzáles

Haus der Weimarer Republik © Brigida Gonzáles

Die ehemalige Fassade des Bestandsbaus liegt nun im Innenraum.
© Brigida Gonzáles

Haus der Weimarer Republik © Brigida Gonzáles

Helle Farben und die Texturen der Materialien prägen die Atmosphäre.
© Brigida Gonzáles


 


 

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