BGA, Village des athlètes © Stefan Tuchila

Paris hat sich für die Olympischen Spiele 2024 gewappnet und präsentiert sich als ökologische Musterstadt – mit Reuse, Recycling, aufgepeppten Bestandsbauten und einem Minimum an Neuversiegelung und Neubebauung. Nur im Village Olympique ist das Konzept nicht ganz so aufgegangen wie erhofft. Was einst als grünes Holzdorf geplant war, ist nun ein Konglomerat aus mineralischen Baustoffen, sozialen Ängsten und ziemlich viel Geheimniskrämerei.


Ein Teil der fünf Meter hohen Metallwände, die das 52 Hektar große Olympische Dorf einhausen, ist bereits entfernt. Nach Jahren gab es nun endlich die ersten Pressetermine, und auch Staatspräsident Emanuel Macron und Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), waren schon zu Besuch. Letzterer, mit Bauhelm und Warnweste gewappnet, hat sogar einen einminütigen Kurzfilm auf seinen sozialen Kanälen gepostet. Darin sieht man ihn durch eine Musterwohnung spazieren und in einem der 90 Zentimeter breiten Betten probesitzen: „Dear Athletes, I’m saying hello to you from the Olympic Village!“

Manche SportlerInnen bezeichnen die temporären Kartonmöbel, die schon bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio im Einsatz waren und wie Verpackungsmaterial mit Schlitz und Lasche ineinander gesteckt werden, als „Anti-Sex-Betten“, aber die Kritik scheint die Veranstalter nicht zu tangieren, ganz im Gegenteil. Das grüne Nachhaltigkeits-Image mit Pappe und Recycling passt wunderbar zu den Zielen, die sich Paris für die Olympischen Sommerspiele 2024 selbst auferlegt hat.

Village Olympique, Paris © Elise Robaglia

Das Village Olympique breitet sich in den Gemeinden Saint-Denis, L’Île Saint- Denis und Saint-Ouen-sur-Seine aus.
© Elise Robaglia

Bauruinen, Millionengräber und später einmal Leere, ungenutzte Sport- und Veranstaltungshallen wie in Athen (2004), London (2012) oder Rio de Janeiro (2016) galt es tunlichst zu vermeiden. Und so beschloss Paris, vor allem auf die Karte von Nachhaltigkeit und Ressourcennutzung zu setzen. Unter den insgesamt 21 Austragungsorten im Kampf um Gold, Silber, Bronze finden sich lediglich zwei Neubauten – die Adidas Arena für Badminton und Sportgymnastik sowie das Centre Aquatique für Wasserball, Turmspringen und Synchronschwimmen. Letzteres ist ein schöner, atmosphärisch ansprechender Hallenbau von Ateliers 2/3/4/ und Venhoeven CS – mit bis zu 90 Meter langen Leimbindern und 5.000 Sitzschalen aus recyceltem Plastik.

Bei allen anderen Olympia-Bauwerken handelt es sich um Einbauten, Adaptierungen oder nachhaltige Substanzverbesserungen. Dazu zählt beispielsweise die Sanierung und Entrümpelung des 1900 für die Pariser Weltausstellung errichteten Grand Palais durch Chatillon Architectes. Der gläserne, gusseiserne Pavillon präsentiert sich – nach all den Verunglimpfungen durch die Privatwirtschaft, die sich hier mit Messen, Modeschauen und Kunstversteigerungen regelmäßig eingenistet hat – endlich wieder in jugendstilsicherer Pracht. Bald schon wird man hier Fechten und Taekwondo bewundern können.

Selbst auf kleinbudgetären Nebenschauplätzen, wie etwa der Straßenbeleuchtung im Olympischen Dorf, hat man Wert auf Reuse und Recycling gelegt. Das Pariser Designkollektiv Studio 5.5 hat in Zusammenarbeit mit Egis Paris, dem Lichtplaner Concepto und dem Landschaftsarchitekturbüro TER Agency insgesamt 350 Straßenlampen aus alten Laternen und Gerüstrohren geschaffen. Die Readymade-Ästhetik erinnert ein wenig an Joseph Beuys und Marcel Duchamp...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 6/2024. Der Volltext ist ab Seite 56 zu finden.


 

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