Eigene Welten in der Unterwelt © Midjourney, architektur.aktuell

Ein Blick in die Nachrichten der vergangenen Monate: Kriege, Hass, Gewalt, Femizide, Überschwemmungen, Hitzetote, Dürren, Ernteausfälle, Rechtsruck, Klimawandel, Linienstädte. Unser Kiefer beim Lesen leicht angespannt, entfaltet sich langsam Angst vor dem, was vielleicht noch alles auf uns zukommt. Irgendwo in der Ferne dann tiefes Aufatmen: Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen breitet sich Erleichterung zwischen den Gutbetuchten unter uns aus. Good News für sie: Reich sein reicht, um den Weltuntergang ein Stück weit in die Ferne zu rücken.


Die Weltausstellung, die in Zeiten der Industrialisierung entstanden ist, hat sich seit jeher zur Aufgabe gemacht, die neuesten technischen und kunsthandwerklichen Fortschritte und Leistungen zu präsentieren. Vor 60 Jahren fand sie auf einem 261 Hektar großen Messegelände in New York statt. Unter dem Motto „Peace through Understanding“ trug die New York World’s Fair 1964 allerdings nicht nur zum Popularitätsgewinn von belgischen Waffeln und dem Ford Mustang bei. Ganz unscheinbar befand sich auf dem großen Areal ein Exponat, an dem zahlreiche MessebesucherInnen einfach vorbeigingen, ohne ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Das mag einerseits am Eintrittspreis gelegen haben, der verlangt wurde, um das Werk zu bestaunen. Der andere Grund war sicherlich, dass sich ein Großteil des Exponats unter der Erdoberfläche versteckte.

Es handelt sich um das Underground World Home, ein teilweise unterirdisches Haus, das neben den üblichen Räumen wie Schlafzimmer, Küche, Bad, Ankleide-, Ess- und Wohnzimmer sogar über eine Terrasse und einen Garten mit künstlichen Pflanzen und Bäumen verfügte – beinahe unmöglich, hier vor Klaustrophobie durchzudrehen. Neben dem Schaffen von Wohnräumen sollte das Bauwerk allerdings auch als Bunker fungieren und Schutz vor der Außenwelt bieten. Ursprung dieser Idee war wohl die herrschende Nervosität und Paranoia während des Kalten Krieges: Bereits in den späten 1950er-Jahren beauftragte die Stadt Plainview in Texas den Architekten Jay Swayze damit, einen Prototyp für einen Luftschutzbunker zu entwickeln. Dieser sollte den BürgerInnen eine erschwingliche Möglichkeit bieten, eine nukleare Explosion zu überleben. Mit dem Underground World Home präsentierte Swayze auf der Weltausstellung eine Weiterentwicklung des Prototyps. Erschwinglich ist das Zuhause für Zeiten der Krise allerdings nicht: Kontrolle über Luft, Licht, Klima, der kleine Luxus von „Außenräumen“ unter der Erde und bestmöglicher Schutz vor allen Gefahren verlangen eben einen gewissen Preis.

Aus diesem Grund beschränkten die hohen Kosten für den unterirdischen Bau den Verkauf auf wohlhabende Personen wie Girard B. Henderson – der Gründer von Avon Cosmetics ließ sich gleich zwei Häuser planen und bauen. Natürlich stand der Wunsch nach einem luxuriösen Aufenthaltsort für ihn an oberster Stelle: Die Häuser verfügten über einen beheizten Swimmingpool, ein computergesteuertes Beleuchtungssystem, das den Tag in die Nacht verwandelte, und gemalte Wandbilder in den Gängen, die den Eindruck entstehen ließen, sich im Freien zu befinden. Laut Swayze bieten Wandmalereien den Menschen sowieso die bessere Aussicht, da der Blick aus den Fenstern in den meisten Fällen nicht so sei wie gewünscht.

Eigene Welten in der Unterwelt © Midjourney, architektur.aktuell

Ob und wie viele luxuriöse unterirdische Bunker tatsächlich umgesetzt werden, ist und bleibt ein Rätsel.
© Midjourney, architektur.aktuell

Ganz einfach unter der Erdoberfläche verschwinden und die herrschenden Krisen und Katastrophen an der Erdoberfläche an sich vorbeiziehen lassen. In unserer Zeit stößt diese Idee in manchen Kreisen wieder auf größeres Interesse. Aus den Versuchen der Vergangenheit wurde gelernt und so wird von einigen gar nicht erst versucht, den Bunker erschwinglich für alle zu gestalten – man kann ja auch nicht alle retten. Und wenn die Welt schon untergeht, dann doch bitte nobel! Das Schweizer Ingenieur-, Technologie- und Entwicklungsunternehmen Oppidum hat sich genau dies zum Anliegen gemacht...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 7-8/2024. Der Volltext ist ab Seite 122 zu finden.


 

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